Orkney Islands: Zu Besuch im hohen Norden!

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Ein Land lernt man am besten durch die Menschen kennen, die dort leben – diese Erfahrung konnte ich auch während meiner Auslandssemester in Edinburgh machen. Meine schottische Mitbewohnerin Hannah zeigte mir immer wieder neue Ecken ihrer Heimat und versorgte mich mit Tipps für ganz besondere Ausflugsziele. So auch, als ich sie zum Ende meines Aufenthalts noch einmal nach einem Geheimtipp für einen Kurztrip fragte. Ihr Vorschlag: die Orkney Islands. Das Einzige, was ich über Orkney wusste: Ganz, ganz weit oben auf der britischen Landkarte! Hannah erzählte mir von wunderschöner, unberührter Natur, historischen Orten und traditioneller Folkmusik. Ich war überzeugt – und konnte mit gleichen Argumenten auch meine beste Freundin begeistern, mit der ich den Trip plante.

Anfang Mai starteten wir unsere Reise. Die Orkney Islands liegen noch über dem nördlichsten Punkt des schottischen „Festlandes“. Um sie zu erreichen nahmen wir zuerst den Zug, um von Edinburgh nach Aberdeen zu kommen, und von dort aus die NorthLink Ferry. Es war unsere erste Reise mit der Fähre und wir fanden alles sehr aufregend – besonders als wir den Stapel an barf bags (Kotztüten) neben unseren Sitzen  sahen. Dass die schottische See für unsere empfindlichen Landei-Mägen zu rau sein könnte, hatten wir vorher nicht bedacht. Glücklicherweise erwischten wir einen ruhigen Tag auf hoher See, sodass die 8 Stunden auf der Fähre angenehm verliefen. Mein absolutes Highlight entdeckten wir beim Verlassen der Hafens von Aberdeen: In der Abenddämmerung sprangen plötzlich Delfine aus dem Wasser. Es war das allererste Mal, dass ich Delfine oder Wale in freier Wildbahn erleben durfte. Ein unendlich schöner Moment, den ich vermutlich nie mehr vergessen werde.

Am späten Abend erreichten wir Kirkwall, Verwaltungssitz und sozusagen „Hauptstadt“ von Orkney. Kirkwall liegt auf Mainland, der Hauptinsel, zu der noch ca. 70 weitere, kleinere Inseln gehören. Insgesamt hat die Inselgruppe Orkney ca. 20.000 Einwohner. Eine überschaubare Menge im Vergleich zu Edinburgh und erst recht zu meiner Lieblingsdomstadt am Rhein. Der Gastgeber unseres Ferienhauses Malcolm erwartete uns bereits am Hafen. Der gebürtige Engländer, der vor vielen Jahren nach Orkney ausgewandert war und dort nun eine kleine Pension betreibt, war am späten Abend extra gekommen, um uns abzuholen. Dies sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir die Gastfreundschaft der Orcadians, wie die Einwohner der Inseln genannt werden, erleben durften. Auf der Fähre hatten wir noch ein paar Leute von der Insel kennengelernt. Einer von ihnen hatte selbst Gäste aus England zu Besuch und bot uns an, die Insel gemeinsam mit ihm und seinen Freunden kennen zu lernen. Wir waren sehr dankbar für dieses Angebot, denn unsere ursprüngliche Idee, die Insel auf eigenen Faust mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden, stellte sich doch komplizierter dar als gedacht. Busse fahren deutlich unregelmäßiger als in den schottischen Städten und viele Orte erreicht man nur mit dem Auto. Auch Malcolm bot uns an, Ausflüge zusammen mit ihm und zwei anderen Gästen des Hauses zu unternehmen. Waren wir eben noch zu zweit auf der völlig fremden Insel, wurden wir nun wie alte Freunde oder Familie herzlichst aufgenommen.

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Links: Ich genieße die klare Seeluft; Mitte: Die Italian Chapel; Rechts: The Ring of Brodgar

Während der Ausflugstour mit unseren Fähr-Freunden konnten wir neben einigen bekannten Sehenswürdigkeiten wie der wunderschönen Italian Chapel und dem Ring of Brodgar, der ähnlich wie Stone Henge ein Überbleibsel der Steinzeit ist, die Landschaft der Insel bewundern. Die grünen Weiten erstreckten sich auf verschiedenen Ebenen und Hügeln vor uns und schienen abgesehen von einzelnen Wohnsiedlungen und Bauernhöfen nahezu unberührt. Auch die Luft war viel frischer und klarer als auf dem schottischen „Festland“. Als wir an einem Küstenstreifen am westlichen Ende von Mainland  hielten, zeigte sich ein unglaubliches Bild: Neben rauen Felsen tat sich in einer kleinen Bucht ein Sandstrand auf, der ins glasklare Wasser mündete. Das Wasser war so klar, dass man jeden Stein am Grund, jede Pflanze, jeden Fisch ganz genau sehen konnte. Bei sommerlichen 18 °C setzten wir uns in die Sonne an den Strand und genossen das leise Rauschen des Wassers, das in leichten Wellen vor sich hin schaukelte. Hier ganz hoch im Norden schien man fernab von jeglicher Art von Verkehrslärm, Baustress und Umweltverschmutzung. Ein überaus friedlicher Ort, der mich mit Leichtigkeit in seinen Bann zog.

2018-06-10
Die scheinbar unberührte Natur:  Raue Küste und Sandstrand mit glasklarem Wasser

Als „Gegenleistung“ für seine Rolle als Tourguide lud uns einer der Fähr-Freunde ein, ihn und seine Fußballmannschaft zusammen mit seinen Freunden beim sog. Parish Cup zu unterstützen. Dieses regionale Fußballtournier ist seit vielen Jahren und Jahrzehnten Tradition auf Orkney und ein großer Spaß für alle Inselbewohner. Die unterschiedlichen Gemeinden, die Parishes, spielen dabei jedes Jahr in der Zeit von Mai bis August gegeneinander und versuchen den Sieg in ihre Gemeinde zu holen. Wichtiger als jede WM, wurde uns erklärt. Wir unterstützten das Parish Holm und freuten uns an diesem Tag mit unseren Fähr-Freunden über ein Unentschieden. Aus dem Nachmittag auf dem Fußballfeld wurde ein lustiger Abend in einem von Kirwalls alten Pubs mit Folk-Musik, lokalen Drinks und viel leckerem Essen. Wir fühlten uns überaus herzlich aufgenommen von Orcadians aller Generationen und genossen unsere ganz eigene Orkney-Erfahrung, die kein Reiseführer schöner hätte vorschlagen können.

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Die Highland Park-Destillerie: Hier wird der Whisky produziert und in Fässern gelagert.

Ein weiteres Highlight unseres Orkney-Trips war der Besuch der Highland Park-Destillerie. Die Whiskybrennerei liegt fußläufig von Kirkwall entfernt und wird in vielen Reiseblogs als eine der schönsten in ganz Schottland beschrieben. Dadurch, dass sich verhältnismäßig wenig Touristen auf die Orkney Islands verirren, bekamen wir quasi eine Privatführung. Die Brennerei ist viel kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte – schließlich ist Highland Park ein bekannter Single Malt Whisky, der sogar in deutschen Supermärkten erworben werden kann. Der Tourguide erklärte, dass die Befüllung der Flaschen sowie der Vertrieb des Whiskys in Glasgow organisiert wird. Auf Orkney wird der Whisky hergestellt, also gebrannt, und anschließend 10, 12 oder 15 Jahre in Fässern gelagert. Seine längste Zeit hat er damit aber wirklich auf den Islands verbracht. Im Anschluss an die Führung durften wir den Whisky noch probieren. Zwar werde ich wohl nie ein großer Fan des Water of life werden, doch an diesem Nachmittag meinte ich, in meinem Schluck Whisky die klare Luft der Insel, das Holz der Eichenfässer und all die schönen Momente, die ich während meines Auslandsjahrs machen durfte, zu schmecken.

Als wir die Fähre zurück nach Aberdeen am letzten Abend unseres Aufenthalts betraten, waren wir uns einig: Orkney ist auf jeden Fall eine Reise wert! Durch unsere Bekanntschaft mit den Orcadians ist unsere Reise ganz anders verlaufen als zunächst gedacht. Wir sind dankbar für alle Momente, die wir durch pures Glück miterleben durften. Bei unserem nächsten Besuch würden wir jedoch im Voraus etwas sorgfältiger nachschlagen, wie wir auch auf eigene Faust zu den einzelnen Orten und Sehenswürdigkeiten kommen, und eventuell ein Auto mieten, um auch noch andere Inseln von Orkney kennenlernen zu können. 

Mehr Informationen zu den Orkney Islands und den Sehenswürdigkeiten der Inselgruppe findet ihr hier.


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